Meinen Plan heute den Aït Ben Haddou zu besuchen verwerfe ich ganz schnell. Die Nacht war verdammt kalt und mein warmer Schlafsack liegt in Ouzoud bei Paul. Also auf zum Campingplatz Zebra in Ouzoud. Anna meinte es gäbe eine schöne Strecke Richtung Norden zwischen Quarzazate und Demnate, also los gehts.
Und es ist wirklich nicht gelogen, diese Route ist wunderschön gelegen. Hätte man Platz gehabt stehen zu bleiben und Fotos zu machen, hätte ich das auch getan.
An einem breiten Stück Straße konnte ich dann wenigstens ein Foto machen, ohne gefahr zu laufen das mich gleich ein LKW umnietet.
Irgendwann in einem kleinem Bergdorf, fliegt mir doch so eine verk*****, sch*** Biene in den Helm und sticht mir genau in die untere Lippe.
Leicht lädiert mache ich mich dann weiter nach Ouzoud.
Dort angekommen werde ich von Paul begrüßt und wen gibt es da noch? Richtig Deutsche Touristen. Diesmal sind es 4 Sachsen die an einer Charity-Rally mitmachen. Es wird von Dresden nach Gambia gefahren, die Autos werden dort versteigert und das Geld gespendet.
Abendessen, die Sachen noch von Paul holen und schon geht es schlafen. Die Nächte werden wie zu erwarten immer kälter, mittlerweile bin ich sehr froh mich gegen den Aït Ben Haddou und für den warmen Schlafsack entschieden zu haben.
Schön eingepackt lässt es sich auch bei diesen Temperaturen hier wunderbar schlafen.
Die Morgensonne hier lässt dies aber ganz schnell unerträglich warm werden. Sind es hier vor Sonnenaufgang um die 0 Grad, werden es in wenigen Minuten 10 Grad plus und mehr. Die Sachen alle neu verpackt und weiter geht es für mich Richtung Dades Schlucht.
Ich hangel mich über kleine Straßen mit wunderbaren Aussichten durch den Atlas. Mit der ein oder anderen abenteuerlichen Brücke.
Irgendwann am Nachmittag fallen die Temperaturen immer und immer weiter. Das könnte natürlich daran liegen das ich mittlerweile wieder auf über 2000 m angekommen bin. Auf sehr engen, interessant gebauten Passstraßen geht es weiter Richtung Dades-Schlucht.
Der kleine Ort nach diesem Pass heißt Imilchil. Schon bei der Einfahrt werde ich von einem Berber gestoppt. Sein Cousin hat eine Unterkunft und ein Restaurant. “Nicht schon wieder“- schoss mir durch den Kopf, aber da ich einen riesen Hunger habe willige ich ein und folge ihm. Der junge Mann heißt Tharek, den Namen seines Cousins habe ich leider vergessen. Ich bekomme eine Tajine mit Berberomlett und Hähnchen vorgesetzt.
Auf meine Frage nach dem Essen, was er für bekommt antwortet er “Garnichts“ Ok ich unterhalte mich noch eine ganze weile mit den beiden und irgendwann beschließe ich dort zu bleiben, aber nicht in einem Bett ich will in meinen Schlafsack auf meine Isomatte.
Ich darf mein Zelt also genau vor der Auberge aufbauen.
Der Abend wird mit sehr interessanten Gesprächen gefüllt und fliegt nur so an uns vorbei. Tharek springt irgendwann auf und meint er muss mir unbedingt noch den Souvenirshop zeigen. Es geht schon wieder los, es gibt hier in Marokko kaum eine Einladung die nicht im Verkaufsgespräch endet. Aber da ich mittlerweile echt gut im abeimmeln bin, willige ich auch hier ein. Er zeigt mir da ein Teppich, hier liegt auch einer und guck mal der. Auf die Frage welche Größe mir am besten auf mein Motorrad passt bekommt er abweisend “keine“ als Antwort. Doch meinte er ein kleiner geht, zieht einen kleinen blauen Teppich aus dem Regal und erklärt mir das Muster. Ich will ihn grade wieder zurückweisen, da meinte er “Hier den schenke ich dir.“ Eigentlich will ich das Geschenk nicht annehmen aber er besteht drauf und lässt auch nicht locker. Also, ich hab jetzt Teppich Nummer 2 im Gepäck.
Die Nacht wird kälter als erwartet, mitten in der Nacht gibt mein Handy Frostalarm. Herzlichen Glückwunsch es sind -6 Grad. Der Morgen ist nicht besser, um 8 sind es immernoch -3 Grad, aber mit der Sonne kommt auch die Wärme. Naja Wärme ist relativ, in Atlas steigt die Temperatur kaum über 20 Grad.
Am Abend hat mir Tharek noch eine Route mitgegeben die genial sein soll. Motorrad gesattelt und auf gehts.
Eine wunderschöne Gebirgsstraße führt mich an kleinen Bergdörfern entlang bis zu dem kleinen Ort Anergui. Dort endet dann die Straße und es geht über wanderwege weiter. Schon nach kurzer zeit werde ich aber von einem Mann gestoppt der meint es geht nicht mehr weiter, denn vor einer gab es hier einen Erdrutsch der die Strecke unpassierbar macht. Ich drehe also um und fahre wieder Richtung Imichil. Das Atlasgebirge ist unglaublich Bunt. Grüne, Rote, Gelbe und Lilafarbige Gesteinsbrocken liegen überall verteilt rum und ich hab es immer noch nicht geschafft zu suchen was das für Gestein ist.
Auf einem der vielen Pässe im Atlas kommt man auch um den Marokkanischen Verkehr nicht rum.
Zurück in Imichil werde ich auch schon wieder von Tharek erwartet. Und wie üblich gibt es eine Tajine zum essen, diesmal drücke ich ihm aber für beide Tage 200 Dirham in die Hand, für all das was er für mich getan hat. Und so geht dann auch ein zweiter Tag in Imichil zur neige.